Tumore
innere und äußere

Krebs oder Tumore kommen bei Wellensittiche sehr häufig vor.

Definition

Als Tumor wird jeder raumfordernde Prozess im oder am Körper bezeichnet, egal ob gut- oder bösartig. Verursacht werden sie durch ein abnormales Wachstum von Zellen in einem Gewebe oder Organ. Man unterscheidet sie in gutartige Tumore, die sich nicht ausbreiten und bösartige Tumore, die metastasieren und gewöhnlich als Krebs bezeichnet werden. Im Grunde kann jeder Körperteil und jedes Organ betroffen werden. Es gibt innere wie auch äußere Tumore. Von inneren Tumoren sind beim Wellensittich häufig die folgenden Organe betroffen: Leber, Nieren, Geschlechtsorgane, Verdauungsorgane und Atmungsorgane.

Eine Ansteckung ist bei Tumore nicht möglich, da kein Erreger dafür verantwortlich ist.

Symptomatik

Die Symptomatik ist abhängig vom betroffenen Organ, der Größe und der Lage des Tumors. Die nachfolgend aufgeführten Symptome sind möglich, müssen jedoch nicht zwangsläufig auf Tumore oder Krebs hindeuten.

Alle Umfangsvermehrungen im Körperinneren können andere, benachbarte Organe einschränken, so dass z. B. ein Lebertumor zu Atemnot führen kann, weil er Herz, Lunge und Luftsäcke verdrängt. Leber-, Nieren-, Eierstock- und Hodentumore können Lähmungen an den Beinen / Füßen verursachen, weil Nerven abgeklemmt werden. Vergrößerte Organe können zu deutlich sicht- und fühlbaren Schwellungen am Körper, meist am Bauch, des betroffenen Vogels führen. Auch Einschränkungen der Flugfähigkeit sind möglich. Ebenso kann es zu Schwierigkeiten beim Kotabsatz kommen, wenn der Kloakenbereich betroffen ist. Aber auch ganz allgemeine Symptome wie Übelkeit, Erbrechen von Körnern und Kotveränderungen können auftreten.

Einige Symptome lassen sich dabei einzelnen Organen zuordnen, wenn die Funktion dieser Organe durch einen Tumor (oder andere Erkrankungen) eingeschränkt und gestört wird. So können bei einer Leberstörung wachsende Krallen und ein wachsender Schnabel mit brüchigem Schnabelhorn auftreten, ebenso eine Gelbfärbung des Kotes oder ein stumpf werdendes Gefieder. Auch zu Verfärbungen des Gefieders kann es in seltenen Fällen kommen. Eine gestörte Niere dagegen kann zu vermehrtem Trinken und damit verbunden, zu vermehrter Flüssigkeitsausscheidung führen. Hodentumore beim Hahn können zu Hormonstörungen und damit zu einer Braunverfärbung der Wachshaut führen.

Verlauf der unbehandelten Krankheit

Meist werden die betroffenen Vögel ruhiger, bewegen sich weniger, schlafen vermehrt, sind teilnahmslos und fressen eventuell weniger. Das ist nicht verwunderlich, da ein Tumor Körperfunktionen einschränken, Druckgefühle oder Schmerzen verursachen kann. Mit Fortschreiten der Krankheit verschlechtern sich meist der Ernährungs- und Allgemeinzustand. Auch die Beschaffenheit und Farbe des Kots kann sich verändern.

Zwischenzeitlich kann es dem Vogel sogar kurzfristig mal besser gehen. Ganz zum Ende - so ist es laut Berichten einiger Wellensittichhalter - sind sie am vorletzten Tag etwas matt, am Abend des folgenden Tages fangen sie an zu würgen und übergeben und können kein Futter mehr bei sich behalten. Das Brechen kommt permanenter, der Wellensittich entkräftet immer mehr, hat deutlich an Gewicht verloren und geht oft zum Sterben auf den Boden.

Nachweis

Deutliche Umfangsvermehrungen können gesehen und ertastet werden. Die weitere Diagnostik erfolgt mittels Röntgen (sehr stressig für den Vogel), sowohl mit als auch ohne Kontrastmittel (werden nicht immer gut vertragen), ggf. auch ergänzend mit Ultraschall (z.B. an der Kloake, an anderen Stellen müssen für die Untersuchung leider Federn gezogen werden). Eine Biopsie oder Endoskopie wird bei kleinen Vögeln wie Wellensittichen jedoch kaum vorgenommen.

Aktuell gängige Behandlung:

Bei den meisten Tumoren ist nur eine symptomatische Behandlung, aber keine Heilung möglich.

Zur Leberunterstützung können z. B. Mittel wie Silymarin (Mariendistel), Volamin oder Phytorenal F gegeben werden. Zur Unterstützung der Nieren kann z. B. Phytorenal F oder Tyrode-Lösung als Trinkwasserersatz gegeben werden.

Bei Gonadentumoren (Tumore der Geschlechtsorgane) kann eine Hormonbehandlung versucht werden, vorausgesetzt es handelt sich um einen Tumor der hormonell beeinflussbar ist.

Eine chirurgische Entfernung ist meist wenig erfolgversprechend und ist bei so einem kleinen Wellensittiche eigentlich keine Option, kann aber im Einzelfall den Versuch wert sein.

Trennung der Vögel

Unter normalen Umständen ist eine Trennung nicht notwendig, nur nach chirurgischer Behandlung oder wenn ein Vogel von seinen Artgenossen traktiert wird und er seine Ruhe braucht.

Vorsorge und Nachsorge

Was ist nach der Therapie zu beachten

Kommt es im Zuge einer Leberstörung zu übermäßigem Schnabelwachstum, so sollte hier die Behandlung, also das Schneiden des Schnabels nur dem behandelnden Fachtierarzt für Ziervögel überlassen werden, da ein poröser Schnabel auch leicht abbrechen kann.

Es kann sinnvoll sein das Gewicht des betroffenen Vogels im Auge zu behalten. Tägliches wiegen ist zwar nicht notwendig, aber bei zehrenden Tumoren, die sozusagen mitessen, verlieren die Tiere im Endstadium manchmal sehr schnell Gewicht mit einer ebenso schnellen Verschlechterung des Allgemeinzustandes.

Generell sollte man betroffene Vögel unter Beobachtung halten und sich im Klaren darüber sein, dass irgendwann der Punkt kommt, an dem man so einem Vogel nur noch einen Dienst erweisen kann, nämlich ihn erlösen zu lassen.

Äußere Tumore

Symptomatik

Außen liegende Tumore der Haut, an der Wachshaut oder am Schnabel fallen oft schon durch ihre Lage am Vogelkörper auf, weil sie dem Halter beim Betrachten seiner Vögel ins Auge springen. Sind sie noch durch das Gefieder verdeckt, machen sich derartige Tumore oft als erstes durch eine Verhaltensänderung des betroffenen Vogels und / oder abstehende Federn bemerkbar. Wenn ein Wellensittich auffällig oft an einer Körperstelle putzt oder sich kratzt, kann das ein Hinweis auf eine Hautveränderung sein die juckt oder einfach stört. Stehen Schwanz- oder Schwungfedern in einem seltsamen Winkel ab, kann es sein, dass eine Zubildung im Bereich des Federkiels die normale Stellung einzelner Federn verändert. Auch kann es zu Blutungen kommen, entweder durch den Tumor selbst, oder weil Vögel die Stelle aufbeißen.

Tumore an den Gliedmaßen, also Beinen oder Flügeln, können ja nach Größe und Lage die Beweglichkeit des betroffenen Wellensittichs einschränken. Fällt am Anfang vielleicht nur eine veränderte Körperhaltung auf, etwa dass ein Flügel mehr absteht als der andere oder ein Bein mehr belastet wird als das andere, kann es bei zunehmendem Umfang des Tumors zu deutlichen Bewegungseinschränkungen kommen. Auch hier sind Blutungen möglich, wenn Vögel an dem störenden Tumor herumbeißen.

Verlauf der unbehandelten Krankheit

Bei größeren Tumoren an Beinen oder Flügeln kann es zu fortschreitenden Bewegungseinschränkungen kommen, bis hin zur Flugunfähigkeit oder deutlichen Gehbehinderungen.

Nachweis

Deutliche Umfangsvermehrungen können gesehen und ertastet werden. Die weitere Diagnostik erfolgt falls notwendig mittels Röntgen. Eine Biopsie kann bei äußeren Tumoren leichter erfolgen als bei inneren Tumoren.

Aktuell gängige Behandlung

Eine operative Entfernung des Tumors kann je nach Größe und Lage versucht werden, der dauerhafte Erfolg ist jedoch fraglich, da Rezidive häufig vorkommen. Bei Tumoren an den Gliedmaßen kann eine teilweise oder ganze Amputation des betroffenen Körperteils notwendig werden. Je nachdem wie viel von einem Flügel, Fuß oder Bein amputiert werden muss, sollte man sorgfältig abwägen, wie hoch die Lebensqualität des betroffenen Tieres nach so einem Eingriff noch ist.

Was ist nach der Therapie zu beachten

Bei Amputationen an Beinen oder Flügeln muss nach dem Eingriff für eine behindertengerechte Käfig- / Voliereneinrichtung gesorgt werden. Außerdem muss man genau beobachten, wie der Patient mit dem ungewohnten Handicap zurechtkommt und wie die Akzeptanz im Schwarm ist.

Generell sollte man betroffene Vögel unter Beobachtung halten und sich im Klaren darüber sein, dass Rezidive, also ein erneutes Auftauchen des Tumors, häufig sind.

Erfahrungsbericht von Manu2211

Lebertumor: Im Laufe der Jahre sind mir mehrere Wellensittiche mit Lebertumoren oder Leberstörungen untergekommen. Die Symptome waren dabei sehr verschieden, manche Tiere hatten Schnabelwachstum, schlechtes Gefieder und den typisch gelben Kot, andere nur eine vergrößerte Leber im Röntgenbild bei Flugunfähigkeit oder eine extrem schnell wachsende Umfangsvermehrung am Unterleib mit ebenso schneller Todesfolge.

Hodentumor: Zum einen hatte mein Cookie einen Hodentumor mit der typischen schmutzig braunen Verfärbung der Wachshaut. Je dunkler die Wachshaut wurde, desto ruhiger und weniger aktiv wurde Cookie. Vor seiner Erkrankung hat sich Cookie nur für Hennen als Partnerin interessiert, nach seiner Erkrankung hat er sich komischerweise auf einen Hahn als Partner eingelassen.

Derzeit besteht bei meinem Lino ebenfalls der Verdacht auf einen Hodentumor, da im Röntgenbild eine entsprechende Umfangsvermehrung in dem Bereich zu erkennen ist. Seine Symptome sind jedoch unspezifisch und können genauso gut von seiner Macrorhabdiose herrühren.

Tumor der Nebenniere: Betroffen war hier die Henne Miss Piggy. Sie hatte über einen längeren Zeitraum immer wieder Sekundärinfektionen in Form von bakteriellen Kropfentzündungen. Sprich der Vogel hat sich alle paar Wochen, spätestens alle 2-3 Monate die Seele aus dem Hals gespuckt ohne dass eine Ursache für diese Anfälligkeit gefunden werden konnte. Nach ihrem Tod habe ich sie untersuchen lassen und erst da kam dieser Befund zu Tage.

Flügeltumor: Mein Pedro hatte einen Tumor im oberen Bereich eines Flügels, der nur durch eine komplette Amputation des betroffenen Flügels behandelt werden konnte. Der vollstände Erfahrungsbericht dazu findet sich hier: Erfahrunsbericht: Flügelamputation

Schnabeltumor / Zubildung am Schnabel: Bei Fritzi hatte sich irgendwann eine kleine Zubildung am Oberschnabel gebildet. Zuerst war es nur ein kleiner brauner Punkt (Bild 1), der aber im Laufe der Zeit größer wurde (Bild 2) und irgendwann ohne weiteres Zutun und ohne Spuren zu hinterlassen einfach abgefallen ist.

Fotos

Lebertumor Schnabelwachstum

Fritzi, eine Henne die vermutlich an einem Lebertumor gestorben ist. Sie hatte den für eine Leberstörung typischen gelb verfärbten Kot und ein extremes Schnabelwachstum, bei dem das Horn auch sehr brüchig war. Zeitweise musste der Schnabel alle 2 Wochen gekürzt werden.

Lebertumor

Bei Benny war es ganz ähnlich, nur dass er zusätzlich auch noch Probleme mit dem Gefieder hatte. Das war oft stumpf und er kam extrem schlecht durch die Mauser. Zusätzlich hat die vergrößerte Leber bei ihm zu Herz-Kreislauf-Problemen geführt, daher die bläuliche Verfärbung des Oberschnabels unterhalb der Wachshaut.

Hodentumor verfärbte Wachshaut

Dann noch ein Bild von Cookie der an einem Hodentumor gestorben ist. Auf dem Bild sieht man gut wie verfärbt die Wachshaut bei ihm schon war.

Quellen

de.wikipedia.org/wiki/Tumor
"Leitsymptome bei Papageien und Sittichen: Diagnostischer Leitfaden und Therapie" Herausgegeben von Michael Pees

Artikel von Manu2211, Fotos von Manu2211 aus dem Wellensittich-Forum.

Fotos

Wellensittich Tumor
Wellensittich Tumor

Coco von Pollux (Birgit)
Bei Coco wurde ein tischtennisgroßer Tumor festgestellt, welches anfangs für ein Lipom gehalten wurde, aber innerhalb kürzester Zeit riesig anwuchs.

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