Metallvergiftung bei Wellensittichen
Da Wellensittiche die verschiedensten Gegenstände annagen, kommt es vor, dass sie dabei auch toxische Bestandteile aufnehmen. Die Wellis suchen sich ja gerne immer genau die Stellen zum Beknabbern raus, wo sie eigentlich nicht hin sollen. In diesem Artikel geht es Schwermetallvergiftungen. Weißt du, worin überall Schwermetalle stecken und welche Symptome Wellensittiche zeigen, die an einer Schwermetallvergiftung leiden? Erfahre auch, welche Schritte man unternehmen kann, um diese diese Erkrankung zu verhindern. Mit Schwermetallvergiftungen ist nicht zu spaßen und die Uhr tickt.

Definition und Ursachen
Wenn sich Vögel durch die Aufnahme von Blei, Zink, Kupfer und Eisen vergiften, spricht man von einer Schwermetallvergiftung und diese kommt erstaunlicherweise doch recht häufig vor, da die neugierigen Wellensittiche gerne alles Mögliche mit ihrem Schnabel untersuchen. Heimtückisch sind vor allen Dingen die Art von Vergiftungen, die durch Aufnahme über einen ängeren Zeitraum entstehen, da sich die Kleinstpartikel im Laufe der Zeit im Körper ansammeln. Auch das Abnagen von größeren Stücken wie Zinknasen an älteren oder schlecht verarbeiteten Käfigen kann eine Schwermetallvergiftung auslösen. Beim Freiflug haben Wellensittiche noch mehr Möglichkeiten, Metalle oder toxische Bestandteile aufzunehmen, diese befinden sich in sehr vielen Gegenständen eines Haushalts, woran man normalerweise gar nicht denkt.
Symptome
Es sind akute Schwermetallvergiftungen möglich wie auch chronische. Das Problem ist, dass Schwermetalle vom Körper nicht eigenständig ausgeschieden werden können. Diese reichern sich im Körper immer mehr an, bis man regelrecht vergiftet ist und die Organe ihre Aufgaben nicht mehr verrichten können und schließlich versagen. Schwermetall-Vergiftungen haben größtenteils Auswirkungen auf das Nervensystem, Nieren, Leber und Darm, aber auch auf die Blutzellen, außerdem kann es zu Herzschädigungen kommen. Die klinischen Anzeichen von Bleivergiftungen und Zinkvergiftungen sind ähnlich. Je nach Grad der Vergiftung sind die Anzeichen mehr oder weniger auffällig. Eine chronische Vergiftung verläuft schleichend. Bei leichten Vergiftungen ist oft nur ein Unwohlsein beim Wellensittich zu beobachten, schwer betroffene Vögel können plötzlich sterben.
Folgende Symptome können auftreten:
- anfangs wässriger und/oder grüner Kot
- Blutbeimengung im weißen Teil des Kots
- ständige Müdigkeit, Lethargie (hat keine Lust mehr zu spielen, immer weniger aktiv)
- Gewichtsverlust
- Schwäche (fliegt kaum noch oder fällt ihm schwer, schwacher Greifreflex)
- Erbrechen, Trockenwürgen oder sehr häufiges und immer wiederkehrendes Aufreißen des Schnabels
- Krampfanfälle
- Zitteranfälle
- Schiefhals
- Blindheit
- Nervenlähmung: Flügel- oder Beinlähmung, hängender Flügel
- plötzlicher Tod
Blei
Bleivergiftungen kommen vor, wenn die Wellensittiche Zugang zu Quellen haben, in denen Blei enthalten ist. Die meisten Halter wissen mittlerweile, dass Gardinenband, welches sich im Saum von Gardinen zum Beschweren befindet, Bleikügelchen enthalten. Allerdings gibt es in unseren Wohnungen viele weitere Möglichkeiten für Wellensittiche, versehentlich Blei aufzunehmen. Es folgt eine kleine Liste, worin überall Spuren von Blei enthalten sind.
Ursachen für Bleivergiftungen
- Gardinenbänder
- Farben auf Bleibasis
- Lötzinn
- Produkte aus Zinn (z.B. Zinnbecher, Zinnfiguren)
- Angelgewichte
- bleiverglaste Fenster
- Tiffanylampen
- Modeschmuck
- Batterien
- Bleikristallglas und bleilässige Keramikgefäße
- Linoleum, Laminat
- Auch in Kerzen kann Blei verkommen, besonders im Docht, um die Brenndauer zu verlängern. Hier wird beim Verbrennen eine geringe Menge Blei an die Luft abgegeben.
Symptome siehe oben. Blei hat bereits bei geringfügigen Mengen eine schädigende Wirkung auf das Nerven- und Blutbildungssysten sowie die Nieren und Leber und ist zudem krebserzeugend. In höheren Dosen kommt es ziemlich rasch zu Übelkeit, Bauchschmerzen. In diesem Fall muss sofort ein vogelkundiger Tierarzt aufgesucht werden.
Zink
Zink ist ein Spurenelement, welches der Körper benötigt, aber wenn die für Wellensittiche minimalen Werte für eine optimale Zinkzufuhr über einen längeren Zeitraum überschritten werden, führt das zu einer Zinkvergiftung und das kann - genau wie bei einer Bleivergiftung - tödlich enden. Viele Käfige und Volieren bestanden und bestehen teils heute noch aus feuerverzinktem Draht als Schutz vor Korrusion. Die Gefahr einer Zinkvergifung wurde lange Zeit herunter gespielt. Man hört oft "Da ist noch nie etwas passiert". Leider aber doch, an vielen spätern Todesfällen hatte oft genug Zink eine maßgebliche Rolle gespielt. Auch in einigen Produkten im Haushalt ist ebenfalls Zink als Bestandteil enthalten, es folgt eine kleine Liste.
Ursachen für Zinkvergiftungen
- Käfige und Volieren aus verzinktem Draht
- evtl. zinkhaltiges Vogelspielzeug (Glocke, Spiegel, Ketten, Karabiner)
- Nägel, Schrauben, Unterlegscheiben, Heftklammern
- Schlüssel
- Holzschutzmittel
Eine übermäßige Aufnahme von Zink wirkt sich nachteilig auf Nieren und Bauchspeicheldrüse aus. Symptome siehe oben, sie ähneln denen einer Bleivergiftung. Befindet sich erst einmal eine gewisse Menge Zink im Körper, hat man ein kleines Problem, es ist nicht wieder heraus zu bekommen, man muss warten, bis der Körper die Überdosierung abgebaut hat. Da hilft nur, eine weitere Aufnahme zu verhindern und die Symptome zu behandeln.
Diagnose
Wenn ein Vogel oben genannte Symptome hat, ist ein Tierarzt-Besuch angezeigt, man sollte nie zu lange warten. Eine Schwermetallvergiftung ist schwer zu diagnostizieren, es sei denn, man ist sich sicher und weiß, was der Vogel aufgenommen hat. Also muss eine sorgfältige Anamnese und eine körperliche Untersuchung erfolgen.
Eine Röntgenaufnahme kann Schwermetallpartikel sichtbar machen, die sich im Kropf oder Magen-Darmtrakt befinden. Auch könnte der Tierarzt eine Blutuntersuchung veranlassen, diese ist bei Wellensittichen aber sehr problematisch, da sie nur wenige Tropfen Blut besitzen. Wenn sich der Vogel bereits im geschwächten Zustand befindet, ist eine Blutuntersuchung eher nicht ratsam.
Klinische Anzeichen wie Blutbeimengung im Kot können ein Indiz sein sowie die Tatsache, dass der Wellensittich mit verzinkten Gegenständen oder Gardinenbleiband in Berührung gekommen ist.
Behandlung
Sollte eine Zinkvergiftung vorliegen, kann (und sollte) man eine Ausleitung machen, denn Zink kann vom Wellensittichkörper nicht selbstständig ausgeschieden werden.
Es gibt metallbindende Mittel, sogenannte Chelat-Bildner (Calcium-EDTA), welche Blei und Zink einkapseln, diese werden dann über die Nieren oder den Darm ausgeschieden. Diese werden einige Tage hintereinander gegeben dann eine kleine Pause gemacht und die Behandlung wiederholt. Auch ein Magenschutz-Präparat und Vitamin-B-Komplex wird vermutlich verabreicht werden, um die weitere Ablagerung im Gewebe zu verhindern und das Nervensystem zu schonen und zu regenerieren.
Während einer Ausleitung sollten Leber und Nieren unterstützt werden.
In schweren Fällen wird der Patient stationär in der Vogelpraxis bzw. einer Tierklinik aufgenommen, da er tägliche Infusionen benötigt.
Größere Partikel könnten chirurgisch entfernt werden. Auf jeden Fall ist die Heilung ein schwieriger und langwieriger Prozess, der sich über Wochen hinziehen kann. Behandlung, Röntgenaufnahme, Medikamente und stationäre Übernachtung können auch recht kostenintensiv werden, Da hilft es, wenn man als Vogelhalter grundsätzlich monatlich einen bestimmten Geldbetrag zur Seite legt, damit man in so einem Fall finanziell gewappnet ist.
Vermeidung von Metallvergiftungen bei Vögeln
Grundsätzlich sollte man achtsam sein, was Käfig / Voliere, Spielzeug und das Umfeld der Wellensittiche, zu dem sie Zugang haben, betrifft, Blei-, zink- und kupferhaltige Gegenstände sind zu vermeiden. Nur so kann man seine Wellensittiche schützen, so dass es erst gar nicht zu einer Vergiftung kommt. Leider wird heute noch immer viel Ungeeignetes für Vögel verkauft. Insofern muss man da immer mitdenken. Ich wäre auch vorsichtig bei Käfigen oder Vogel-Spielzeug, welches aus anderen Ländern kommt, da nimmt man es oft nicht so genau mit den Materialien. Käfige dürfen keine abplatzende Farbe oder Rost aufweisen. Käfige und Futterbehälter aus Edelstahl sind dagegen sicher oder sollten zumindest vernickelt sein.
Eine kalzium- oder proteinarme Kost kann ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Schwere einer Metallvergiftung haben.