Der Aymarasittich - engl. Sierra Parakeet

lateinische Bezeichnung: Psilopsiagon aymara

Aymarasittich (ehem. Bolborhynchus aymara. Wolters hingegen gab ihm schon vor der Änderung der Taxanomie davon abweichend den Gattungsnamen Amoropsittaca.)

Gattungsgruppe: Keilschwanzsittiche

Kennzeichen: Die Größe wird in der Literatur meist mit 20cm angegeben. Sie sind nahezu genauso groß wie Wellensittiche (Hansi-Bubis), haben aber etwas mehr Flügelspannweite und einen buschigeren Schwanz.

Der Oberkopf, Nacken und Zügel sind anthrazit-grau, der Rücken, die Oberflügel und der Schwanz dunkelgrün. Rund um den Unterschnabel ist das Gefieder weiß und geht zum Kropf hin in ein helles Grau über, das sich bis zum Bauch durchzieht. Unter den Flügeln und am Steiß ist das Gefieder gelblich-grün.

Der Schnabel nebst Wachshaut sowie die Füße sind fleischfarben, die Iris des Auges dunkelbraun.

Beim Männchen ist die weiße Kehle von einem hellblauen Schimmer umsäumt, auch das Bauchgefieder hat einen leichten Blauschimmer. Die Füße sind beim Männchen etwas heller als beim Weibchen.

Mutationen: Sehr selten treten Schecken auf, die gelbe Flecken im dunkelgrünen Rückengefieder und auf den Oberflügeln aufweisen. Zudem gibt es Gerüchte, dass ganz selten auch blaue Aymarasittiche schlüpfen.

Verbreitung: Zentral- bis Süd-Bolivien und Nordwest-Argentinien, sowie vereinzelt auch in Nord-Chile.

Lebensraum: Der Aymarasittich ist ein Gebirgsvogel, der an den Hängen der Anden in Höhenlagen bis 4000m lebt und sich im Winter in die gemäßigteren Höhenlagen um die 1500m zurückzieht. Insbesondere in den höheren Lagen lebt er in einer kargen Buschlandschaft, kommt aber auch in landwirtschaftlich genutzten Regionen vor.

Er zählt in seinem natürlichen Verbreitungsgebiet glücklicherweise noch nicht zu den bedrohten Arten und lebt dort meist in kleinen Schwärmen von etwa 10 Vögeln, obwohl gelegentlich auch größere Schwärme beobachtet wurden, deren Flug an Stare erinnern soll.

Er ist ein Höhlenbrüter, der ganzjährig auch in seiner Nisthöhle schläft und nistet nicht nur in Felshöhlen, sondern baut auch gerne Erdhöhlen mit einem bis zu zwei Meter langen Tunnel, der in der Nisthöhle mündet.

Haltung: Aymarasittiche sind schnelle, geschickte und begeisterte Flieger, brauchen also trotz ihrer geringen Größe sehr viel Platz. Eine geräumige Voliere von mindestens 2,5m(B)x1m(T)x2m(H) ist anzuraten, es sei denn man kann bei Käfighaltung nahezu ganztägigen Freiflug bieten. Zumindest sollten vormittags und am späten Nachmittag oder frühen Abend jeweils 2-3 Stunden Freiflug möglich sein. Bei Käfighaltung ist eine Mindestgröße von 1m(B)x0,5m(T)x0,5m(H) für ein einzelnes Pärchen dringend anzuraten, da Aymarasittiche in der Voliere Versteckmöglichkeiten als auch ein Schlafhaus und Klettermöglichkeiten benötigen, denn man kann sie durchaus als Kletterakrobaten bezeichnen. Bei Haltung in einer Außenvoliere muss für den Winter ein beheiztes Schutzhaus vorhanden sein, eine Temperatur von 5°C sollte im Schutzhaus nicht unterschritten werden.

Aymarasittiche sollten wie alle Papageienvögel mindestens paarweise gehalten werden, aber auch kleine Schwärme vertragen sich gut in größeren Volieren. Während der Brut ist es aber ratsam die Paare einzeln zu halten.

Bei der Paarhaltung sollten gegengeschlechtliche Paare angestrebt werden, da sie sehr verschmust sind, alles gemeinsam unternehmen und auch ausgiebige gegenseitige Gefiederpflege betreiben, wobei sie absolut gleichberechtigt wirken, obwohl ansonsten der Hahn eher sehr dominant ist.

Sie sind sehr friedliche, soziale Vögel, die sich mit gleichgroßen Sittichen wie z.B. dem Wellensittich vergesellschaften lassen. Dennoch verteidigen sie energisch ihr Revier, aber weniger kämpferisch als vielmehr durch Gezeter und Drohgebärden, obwohl gelegentliche (unblutige) Hackereien nicht ausgeschlossen werden können. Es ist daher ratsam nur gemeinsamen Freiflug zu gewähren. Eine Gemeinschaftsvoliere müsste schon sehr groß sein, damit auch darin eine Revierabgrenzung möglich wird und nicht ständig Revierkämpfchen entstehen.

Verhalten: Dieser kleine robuste Papagei macht ähnlich wie Katharinasittiche einen extrem ruhigen, apathischen Eindruck, wenn man seinem Bewegungsdrang nicht gerecht wird, er also zuwenig Freiflug bekommt und/oder in einem zu kleinen Käfig gehalten wird. Gibt man ihm aber den Platz, den er benötigt, ist er insbesondere vormittags und am frühen Abend sehr lebhaft und vor allem auch enorm verspielt, ähnlich wie Wellensittiche. Er ist zwar nicht sonderlich nagefreudig, beschäftigt sich aber dennoch gerne stundenlang damit, auf Baumwolle oder Bastfäden herumzukauen.

Was ihre Lautstärke angeht, lässt sich zunächst festhalten, dass sie zu den leisen Vertretern unter den ansonsten meist eher lauten südamerikanischen Sittichen gehören. Genau genommen sind sie sogar leiser als Wellensittiche. Ihre Lautäußerungen erinnern entfernt an Haubenmeisen (Parus cristatus) und sind somit tendenziell eher hochtönig, aber sehr vielfältig bis hin zu einem leisen dunklen Gurren. Sehr bemerkenswert ist vor allem, dass sie nicht nur wie die meisten Sittiche mit dem Schnabel knurpsen, wenn sie sich wohlfühlen, wie z.B. während der Einschlafphase, sondern insbesondere wenn sie Angst haben, was wohl für Artgenossen als leiser Warnruf dient. Dieses "Angstknurpsen" ist entgegen dem "Wohlfühlknurpsen" allerdings wesentlich lauter und hektischer.

Auch wenn Aymarasittiche während der Eingewöhnungsphase von mehreren Wochen sehr scheu sind, können sie, wenn man ihnen genügend Aufmerksamkeit schenkt, durchaus handzahm werden.

Ernährung: Die Empfehlungen hinsichtlich der Fütterung fallen in der Literatur sehr unterschiedlich aus. In ihrem natürlichen Lebensraum ernähren sie sich von Unkrautsämereien, Beeren, Früchten und Grünzeug. In menschlicher Obhut bietet sich als Grundfutter eine Großsittich-Körnermischung ohne Sonnenblumenkerne an, die mit einer Wildsamen-Mischung angereichert werden sollte, da Wildsamen ebenso geliebt werden wie kleine Sonnenblumenkerne und Hanf. Hanf sollte aber nur ganz wenig angeboten werden, da dies nicht nur die Brutlust steigert, sondern auch die Hähne aggressiv stimmt. Sonnenblumenkerne sollten eher als Leckerchen angeboten werden, da diese sehr fettreich sind und fast ausschließlich gefressen werden, wenn man sie mit dem normalen Körnerfutter anbietet. Mit etwas Geduld kann man sie mit Sonnenblumenkernen auch leicht an die Hand gewöhnen, da sie diese so sehr lieben, dass sie diese recht schnell aus der Hand fressen. Nach anfänglicher Skepsis werden auch diverse Hirsesorten gerne genommen. An Grünfutter müssen sie nicht selten erst gewöhnt werden. Hier bieten sich zunächst insbesondere Äpfel und Birnen an, da süße Sorten bevorzugt werden. Gemüse wie z.B. Möhren werden geraspelt eher genommen. Als Ergänzungsfutter werden in der Literatur oft auch Knospen frischer Zweige, Keimfutter als auch Loribrei empfohlen. Auch ein Mix aus fettarmem, ungesüßten Joghurt/Magerquark und Früchten bietet sich als gelegentliche eiweißreiche Kost an. Bemerkenswert ist übrigens, dass Aymarasittiche größere Körner und Obst- sowie Gemüsestückchen wie Papageien aus der Kralle fressen.

Brut: Die Brutperiode der deutschen Nachzuchten verläuft etwa von April bis Oktober und sie schreiten in dieser Zeit nicht selten zweimal zur Brut. Interessant ist das Balzverhalten, wobei sie nebeneinander sitzend mit den Flügeln vibrieren und sich gegenseitig das Steißgefieder putzen. Bei der Kopulation sitzen sie eng nebeneinander, wobei der Hahn einen Fuß auf den Rücken der Henne legt, um so seine Kloake an die der Henne zu pressen. Die Gelege bestehen meist aus 4-6 Eiern, u.U. sogar bis zu 10, und werden 20-22 Tage von der Henne bebrütet. Nach ca. 7 Wochen sind die Jungen dann selbständig.

Weitere Kommentare: Der Aymarasittich wurde nach einem südamerikanischen Indianerstamm benannt.

Dieser Steckbrief ist von Christian aus dem Haustier-Center Forum. Foto von Christian.