Gicht
Wellensittiche sind prädistiniert für Nierenerkrankungen, zu der auch Gicht zählt. Die Gelenkgicht ist eine Erkrankung, die beim Wellensittich ab einem gewissen Alter recht häufig vorkommt und meistens Gelenke und Füße betreffen.
Robby hatte Gicht und konnte zum Schluss nur noch liegen. Ich musste ihn einschläfern lassen.
Definition
Gicht ist eine Stoffwechselkrankheit. Dabei wird mehr Harnsäure produziert als ausgeschieden wird, so dass der Harnsäuregehalt im Blutkreislauf steigt. Irgendwann gibt es soviel Harnsäure, dass sie sich nicht mehr in Flüssigkeit lösen kann und auskristallisiert - sogenannte Uratablagerungen. Je nach dem Ort, an dem sie auskristallisieren, unterscheidet man Nierengicht, Gelenkgicht und Viszeralgicht (Ablagerungen an Gewebeoberflächen von Organen wie Herz, Leber). Letztere führt meist zu plötzlichen Todesfällen oder wird erst kurz vor dem Tod diagnostiziert. Diese Ablagerungen können die betroffenen Bereiche, in denen sie sich ansammeln, schmerzhaft anschwellen lassen.
Symptomatik
Es gibt unterschiedliche Symptome.
Nierengicht ist äußerlich nicht zu erkennen, schon gar nicht im Anfangsstadium. Meistens besteht Durchfall und der Vogel ist teilnahmslos, aber das meistens erst im fortgeschrittenen Verlauf der Krankheit. Wird nichts dagegen unternommen, kann sie zum Tod führen, da die Vögel abmagern, zunehmend schwächer werden und Krämpfe bekommen. Vermehrtes Trinken kann ein Anzeichen der Erkrankung sein.
Viszeralgicht zeichnet sich durch Uratablagerungen auf die inneren Organe ab, genauer gesagt betrifft es die serösen Häute, die die Organe umgeben. Meistens sind davon Herzbeutel, Milz , Eingeweide und Leber betroffen. Genau wie die Nierengicht, ist sie äußerlich nicht erkennbar, hier kommt es oft zu plötzlichen Todesfällen.
Gelenkgicht ist erst ab einem gewissen Stadium leichter zu erkennen. Die Urate lagern sich als feste Substanzen in den Gelenken - meistens Beine, Zehen, Flügel - ab, sichtbar als gelbliche oder weißliche Knötchen, die durch die Haut durchscheinen. Diese verursachen Schwellungen und entzündliche Schmerzustände sowie eine unangenehme Überwärmung der betroffenen Partien. Der Vogel versucht seine Füße/Beine zu entlasten und zieht anfangs ein Beinchen hoch und kann damit nur schlecht auftreten. Im späteren Stadium ist ihm das Sitzen auf der Stange kaum noch möglich und er zieht es wegen der Schmerzen vor, auf dem Bauch zu liegen. Der Allgemeinzustand verschlechtert sich, er ist nicht mehr so munter, wirkt deprimiert, setzt breiigen oder sogar flüssigen Kot ab. Da bei der Gelenkgicht oft auch zusätzlich die Nieren bzw. die Organe betroffen sind - also eine Nierengicht oder Viszerale Gicht vorliegt, kann es im ganz späten Stadium zu Krampfanfällen kommen und eventuell zum plötzlichen Tod. Wellensittich-Männchen sind anfälliger als Weibchen.
Allgemeine Symptome von Gicht bei Vögeln
- Geschwollene und steife Zehen, heiße Füße..
- Geschwollene, schmerzhafte Gelenke.
- Bewegungseinschränkungen
- Hochziehen des Beines, Probleme beim Auftreten oder Umgreifen der Sitzstange
- Weiße oder gelbliche knötchenartige Ablagerungen in der Nähe der Gelenke.
- Starke Zunahme oder Abnahme der Urinmenge.
- Übermäßiger Durst, vermehrte Trinkwasseraufnahme
- Appetitlosigkeit
- Durchfall
- Krampfanfälle
- Schwäche
- Unruhe
- Gewichtsabnahme
- Lähmungen
- Schwierigkeiten beim Sitzen
Sobald es zu Lähmungserscheinungen der Beine kommt, ist es meistens schon zu spät. Leider meinen viele Halter in diesem Stadium, dass sich der Welli verletzt oder sein Beinchen verstaucht hat. Sollte es schlechter statt besser werden, sind es eindeutig die Nieren und man muss an eine Nierengicht denken. Hier haben die Nieren bereits immensen Schaden genommen. Oft bleibt es dabei nicht bei einem Beinchen, es greift ganz schnell auf das nächste Bein über.
Ursachen
Harnsäure gilt als Abbauprodukt der Purinbasen und ist damit das Endprodukt des Purinstoffwechsels. Gicht kann entstehen, wenn die Nieren nicht mehr einwandfrei arbeiten (Nierenschwäche.) und die Nieren die normalen Mengen Harnsäure aufgrund einer Störung nicht mehr loswerden. Diese kommt als Folge von Nierenentzündungen vor. Oder es wird zuviel davon produziert. Auslösende Faktoren für diese Fehlfunktion können ebenso Übergewicht, falsche Ernährung wie zu hohe Proteinaufnahme, Vitamin-A-Mangel und Bewegungsmangel sein, ebenso zu geringe Wasseraufnahme sowie Vergiftungen (durch Pilzbefall oder andere Gifte). Das alles begünstigt eine Erkrankung der Nieren und kann somit zur Gicht führen.
Folgende Faktoren können den Harnsäurespiegel im Blut erhöhen:
- Nierenerkrankung oder -versagen
- Erbliche Vorbelastung, Gendefekte
- Virale Infektion (Nephritis)
- Übermäßige Proteinaufnahme (Aminosäuren), hoher Anteilt an Eiweiß in der Ernährung
- Überangebot an Calzium, in der Ernährung
- Zu hoher Vitamin D3 Gehalt bei zu wenig Phosphor-Menge in der Nahrung (ausgewogene Ernährung beachten)
- Hoher Salzgehalt in der Nahrung (Menschennahrung wie Käse, Chips...)
- Belastung mit Toxine wie Pestizide, Antibiotika wie Sulfonamide, Schwermetalle
- Dehydrierung
- Vitamin-A-Mangel
Diagnose bei Verdacht
Die Nierengicht kann durch einen Tierarzt mittels einer Röntgenaufnahme und einer Blutuntersuchung auf Harnsäure festgestellt werden. Die Diagnose beginnt mit der Anamese von Gesundheitszustand, Lebensbedingungen wie Ernährung und Umgebung, eventuellen Vorbehandlungen mit Antibiotika, Kontakt mit Toxinen, Schwermetallen sowie Verhalten des Wellensittichs. Die Gelenkgicht ist meistens mit bloßen Auge zu erkennen. Eine körperliche Untersuchung um schmerzhafte Bereiche und Anomalien aufzudecken, ist ebenfalls angezeigt.
Behandlung
Eine Heilung ist so gut wie unmöglich, da beim Auftreten der ersten Annzeichen die Krankheit schon weit fortgeschritten und die Nierenfunktion stark beeinträchtigt ist. Man kann aber den Versuch machen, sogenannte Krankheitsschübe etwas aufhalten. Eine gesicherte medikamentöse Behandlungsmethode gibt es zwar nicht, aber mittels einer Gabe von Colchizin und Allopurinol kann versucht werden, die Produktion von Harnsäure zu verringern.. Wichtig ist es, die Rohproteine - also den Eiweißgehalt - in der Nahrung zu reduzieren, da bei der Umwandlung in Aminosäuren Harnsäure entsteht. Es sollte Vitamin A gegeben, calziumarmes Trinkwasser ausreichend angeboten und die Sitzstangen gepolstert (z.B. Küchenrolle) und somit eine Sitzfläche angeboten werden, damit der Vogel sich legen, bzw. seine Gelenke entlasten kann. Werden nicht alle Stangen gepolstert kann es vorkommen, dass der Vogel diese präparierten Stangen meidet.
Es sollte frisches Obst und Grünzeug und genügend Trinkwasser zur Verfügung stehen und darauf geachtet werden, dass der Wellensittich eine ausreichende Menge trinkt. Dem Trinkwasser kann zusätzlich Vitamin-A und Vitamin-B12 zugesetzt werden. Bei Verweigerung des Trinkwassers greifen viele Vogelhalter zu folgendem Trick: Eine winzige Prise Traubenzucker wird zugesetzt. Der Vogel sollte gut warm und trocken gehalten werden - eine feuchte und kalte Umgebung ist strikt zu vermeiden.
Eine Genesung hängt vom Schweregrad der Gichterkrankung und des Zustandes des Wellensittichs ab und ob gleichzeitig eine weitere Erkrankung vorliegt, die die Gicht verursacht haben könnte. Nierenerkrankungen, auf die eine Gicht beruht, haben allgemein eine schlechte Heilungschance.
Siehe auch den verwandten Artikel über "Nierenerkrankungen"
Fotos
Foto 1
Gicht: Es fing mit einer Entzündung und Schwellung an.
Foto 2
kurze Zeit später bildeten sich die ersten Knötchen